"You can not be - what you can not see"

Das hat Mara Schlüse, Kapitänin unserer U14-Mannschaft, nicht gesagt.

Als sie ihrer Trainerin ihre Medaille gezeigt hat, die sie als Norddeutsche Vizemeisterin gewonnen hat, ist sie aber ganz nah an der Aussage von Marian Wright Edelman gewesen. Auf der Medaille ist ein Wasserballer, keine Wasserballerin, abgebildet.

„Ich habe mich im Laufe der Jahre daran gewöhnt.“, sagt Maras Trainerin und Bundesligaspielerin Charlotte Benckert, „Es ist bemerkenswert, dass unsere Jugend nicht nur die nötige Sensibilität hat, sondern auch die Überzeugung, dass sich etwas ändern kann, wenn sie sich zusammen tun und darüber sprechen.“

Noch im Zug auf dem Rückweg von der Meisterschaft hat Mara ihre Mitspielerinnen zusammengeholt und gemeinsam ein Schreiben formuliert. Gerichtet war das Schreiben an den Vorstand der ETV-Wasserballabteilung und die Bitte ganz klar: Das Schreiben soll an die Zuständigen aus dem Verband weitergeleitet werden.

Unsere jungen Wasserballerinnen brauchen Vorbilder in Wasserballerinnen! Dass nur fünf Prozent der Mädchen zwischen 6 und 13 Jahren ein Vorbild im Sport haben, im Gegensatz zu 54 Prozent der gleichaltrigen Jungs [1], ist nicht die Schuld der Medaillen, die sie umgehängt bekommen. Die Medaillen sind vielmehr ein Symptom des eigentlichen Problems: Das Problem des „Mitmeinens“.

Es reicht nicht, Mädchen und Frauen „mitzumeinen“. Wenn Grundschulkindern beispielsweise Berufe als „Ingenieurinnen und Ingenieure“ statt nur „Ingenieure” vorgestellt werden, schätzen Kinder diese Berufe als erreichbarer ein und trauen sich selbst eher zu, diese zu ergreifen. [2]

Diese Erkenntnis lässt sich ganz einfach auf den Sport übertragen: Wenn wir wollen, dass unsere Nachwuchsspielerinnen danach streben, Wasserballerinnen zu werden und womöglich einmal in der Nationalmannschaft spielen zu können, dann müssen wir ihnen zeigen, dass „Wasserballerin“ ein Karriereweg ist, der ihnen offen steht. Das muss auf allen Ebenen passieren: In unserer Berichterstattung, in unserer Sprache und eben auch im Kleinen, auf unseren Medaillen.

[1] Feierabend, S. (2022)

[2] Dr. Klostermann, A. (2015)

𝘱𝘳𝘪𝘦